Glossar
Wie Picasso mit seinen außergewöhnlichen Radierungen, Lithographien oder Linolschnitten, griffen Braque, Chagall, Miro, Soulages, Dali, Alechinsky oder Giacometti, sowie viele andere bekannte Künstler auf verschiedene Techniken des graphischen Ausdrucks zurück. Wie andere zum Gebiet der graphischen Kunst (das die Gesamtheit der Techniken zusammenfasst) zugehörenden Termini, werden sie Ihnen hier kurz vorgestellt.
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Die Lithographie
Diese Drucktechnik wurde 1796 von dem deutschen Techniker Aloys Senefelder erfunden. Dieses Verfahren beruht auf der Eigenschaft von Fett und Wasser, die sich gegenseitig auf der glatten Oberfläche einer Kalkschieferplatte abstoßen. Dieser aufnahmefähige Träger ermöglicht eine direkte, natürlich seitenverkehrte Zeichnung von grosser Sorgfältig-keit. Zu diesem Zweck verwendet der Künstler Lithokreiden, Lithostifte und Fett-Tusche. Ein chemisches Präparat aus Salpetersäure und Gummiarabikum fixiert die Zeichnung auf der Steinplatte, die dann angefeuchtet und schließlich mit einer Walze (Rolle) eingefärbt wird. Die Druckfarbe findet nur auf den bezeichneten Partien Haftung. Zur Vereinfachung der Prozedur kann man anstatt der Steinplatte eine Zink oder Aluplatte verwenden.
Die Lithographie
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Die Radierung
Es handelt sich um eine sehr häufig verwendete Technik in der graphischen Kunst. Nach dem Überzug einer geglätteten Metall-Platte mit einem Deckfirnis, ritzt der Künstler seine Zeichnung mit Hilfe einer Stahlspitze (Radiernadel) ein; dadurch wird dort, wo er mit dieser Radiernadel den Ätzgrund durchdringt, das Metall freigelegt. Danach wird die Platte einem Säurebad ausgesetzt, das die Linien angreift und vertieft (Tiefdruckverfahren). Dann entfernt man mit einem Lösungsmittel den Deckfirnis, und die Platte wird eingefärbt. Die überflüssige Schicht des Grundes wird sorgfältig entfernt. Die Platte wird mit einem zuvor angefeuchteten Blatt Papier, dann mit Gaze abgedeckt. Auf diese Weise wird das Papier durch die Walzen fest aufgepresst, so dass die Einfär-bung stattfinden kann.
Die Radierung
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Die Aquatinta
Es handelt um einen von der Radierung abweichenden Ätzvorgang, der es ermöglicht, eine aus kleinen Punkten bestehende Fläche herzustel-len. Mit diesem Verfahren erreicht man die Wirkung von Halbtönen und weiteren Tonabstufungen. Dieses Ergebnis erhält man durch das Auf-streuen eines mehr oder weniger feinen Staubs aus Harz auf den Träger (Kupferplatte); danach wird die Platte von der Unterkante angewärmt, damit sie schmilzt, dann erkaltet und schließlich fest am Metall haftet. Daraus ergibt sich eine Art Punktraster, das sich der Ätzung widersetzt. Letztere wirkt auf das Metall zwischen den Körnern ein; daraus resultiert eine mehr oder weniger tiefe Säureeinwirkung, je nach dem vom Radierer gewünschten Effekt. Diese Technik findet man öfters im Verbund mit der Radierung (etwa wie eine lavierte Zeichnung manchmal mit einer Tuschezeichnung kombiniert wird).
Die Aquatinta
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Der Kupferstich
Der Künstler überträgt seine Zeichnung direkt auf die Metallplatte mit Hilfe eines Stahlinstruments, des Grabstichels; dabei schiebt er den Stichel mit seinem rechten Handballen, während gleichzeitig die linke Hand die auf einem Stichpolster oder einem Holzuntergrund liegende Platte (Kupfer, Zink oder Metall) drehend und wendend diesem Stichel entgegendrückt. Diese doppelte Verfahrensweise reißt allmählich Metallspäne ab. Die so herausgeplugten Furchen werden mit Drucker-schwärze gefüllt. Am häufigsten wird auf Kupfer, das die Druckfarbe leicht aufnimmt, zurückgegriffen. Vor der Einfärbung der Platte ist es notwendig, das Papier zu befeuchten, damit es geschmeidig genug wird, um in die zartesten Furchen einzudringen. Die Platte wird nun eingefärbt, sorgfältig abgewischt und in den Teller einer Druckpresse gelegt.
Der Kupferstich
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Die Kaltnadelradierung
Dieses sehr freie Verfahren zur Ausführung von bestimmten graphischen Arbeiten ähnelt der Machart einer Zeichnung. Der Künstler verwendet sehr spitze Werkzeuge (kalte Nadeln), die das Metall mehr oder weniger tief aufreißen. Die Stahlnadel, mit der der Künstler arbeitet, gräbt keine so klaren Furchen wie der Grabstichel, sondern ritzt die Platte nicht so regelmäßig ein. Die Metallspäne zu beiden Seiten der Furchen werden verdrängt, halten die Druckfarbe zurück und verleihen damit dem Druck ein samtartiges Aussehen. Da die Platte ziemlich empfindlich ist (Abnützung der Taillen und der Grate), wird eine qualitäts-volle Auflage sicher nicht sehr hoch sein. Diese allein wenig benützte Technik wird häufig mit der Radierung oder/und mit der Aquatinta verbunden. Die unkomplizierte Verwendung dieser Technik und die Natürlichkeit der Strichführung haben es den Künstlern des 20-ten Jahrhunderts angetan.
Die Kaltnadelradierung
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Das Mezzotintoverfahren
Das Mezzotinto (Schwarzkunst) ist ein Tiefdruckverfahren. Die Platte wird zuerst an Hand eines Granierstahls aufgerauht, dadurch wird sie von einem regelmäßigen und gleichmäßigen Netz von Kreuzpunkten (kleinen Löchern) bedeckt, die die Farbe aufnehmen. Wenn in diesem Stadium die Platte eingefärbt wäre, ergäbe es eine perfekte, einheitliche, samtige Schwarzeinfärbung. Die Dunkel- und Helltöne werden mit Hilfe des oben erwähnten Granierstahls herausgeholt und die auf-gerauhten Stellen der Fläche mit einem Schwertschaber mit Polierstahl poliert. So ermöglicht das Mezzotinto eine grosse Vielzahl an Zwischentönen. Das Einfärben der Platte erfolgt an Hand eines weichen Tampons. Die Bearbeitung der Platte ist besonders langwierig, der Druck nicht einfach, so dass heutzutage diese Technik etwas aus der Mode geraten ist.
Das Mezzotintoverfahren
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Der Holzschnitt
Seit dem 15.ten Jahrhundert wird diese Technik im Abendland ununterbrochen verwendet. Der Holzschnitt gehört zu den Hochdrucktechniken. Der Künstler trägt seine Vorzeichnung auf den Holzstock. Der dazwi-schenliegende Grund wird mit Hilfe eines Geissfusses, eines Hohleisens, eines Flachmeißels und eines Stemmeisens ausgehoben. Beim Drucken erscheinen die Vertiefungen ohne Druckfarbe, da die Einfärbung durch Überrollen mit einer Walze nur an den meisten reliefartigen Teilen geschieht. Nach Beendigung der Arbeit des Formschneiders erscheint die Vorzeichnung reliefartig auf dem Holzstock. Man unterscheidet zwischen zwei Techniken : « bois de bout » (rechtwinklig zur Holzfaser) und die am meistens verwendete « bois de fil » (Richtung der Holzfaser). Letztere Technik wurde immer wegen ihrer Ausdrucksstärke von den Künstlern geschätzt.
Der Holzschnitt
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Der Linolschnitt
Der Linolschnitt taucht erst um 1900 auf. Er ist der Holzschnitttechnik ähnlich. Der Künstler macht eine Vorzeichnung auf einer Linolplatte. Er hebt die weißbleibenden Stellen um seine Zeichnung aus. Die mit der Walze aufgetragene Druckfarbe deckt nur die reliefartigen Teile ab. Die farbigen Zonen sind homogen. Die für den Holzschnitt verwendeten Werkzeuge werden auch problemlos für den Holzschnitt eingesetzt. Die Geißfüsse sind die wichtigsten Werkzeuge für diese Technik, die den Vorteil der schnellen Ausführung und der Geschmeidigkeit des Materials Aufweisen. Die Auflagen sind oft klein, denn man hat es mit einem weichen Träger zu tun (Das Linoleum, auch als Fussbodenbelag geeig-net, ist ein Agglomerat auf Korkpulverbasis).
Der Linolschnitt
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Carborundum
Die Gravur mit Carborundum ist eine Technik, die von Henri Goetz endwickelt wurde, bei der ein Pulver aus sehr harte Körner aus Silicium Carbid auf eine Matrix geklebt und dabei Formen mit den Körner gemalt und diese nach Größe und Dichte angeordnet werden. Diese Technik, die mit anderen Gravurtechniken kombiniert werden kann, ist für Farben gut geeignet und gibt erzeugt eine starke Plastizität.
Carborundum
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Die Serigraphie
Auf einem straffgespannten ,engmaschigen Netz (Sieb) aus Seide, Gaze oder Nylon usw. wird die Farbe durchgepresst, und zwar auf den Teilen der Darstellung, die Farbe tragen sollen, während die nicht zu bedrukkenden Flächen abgedeckt werden. Die Farbe wird mittels einer Rakel durch die nicht abgedeckten Maschen aufgetragen. Das Aufpressen derselben und die Geschmeidigkeit des Stoffes (Seide usw.) bewirken das Durchtreten der Farbe auf das auf dem Drucktisch liegende Papier. Die Serigraphie ist eine Verbesserung der altbewährten Schablone, eines manuellen Verfahren zur Einfärbung einer Graphik mit Hilfe von Schnittschablonen. Außer Papier können andere variantenreiche, jedoch nicht unbedingt plane Druckträger, wie Pappe, Stoff, Metall, Glas, Holz usw. verwendet werden.
Die Serigraphie
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Wasserradierung
Diese Technik wird nicht durch die gleichzeitige von Papier und Radierung gekennzeichnet. Der Künstler ritzt sein Motiv ein und zwar in Bas-Relieftechnik in eine Wachsplatte oder Ähnliches, auch Holz, Metall oder Linoleum.
Wasserradierung
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Die Auflage
Die Anzahl der Exemplare einer Auflage kann unterschiedlich groß sein. Um Klarheit darüber zu gewinnen, ist es sehr wichtig, das Werksverzeichnis des jeweiligen Künstlers zu konsultieren, das die Gesamtheit der Auflage ausführlich erörtert. Die genaue Anzahl der gedruckten Exemplare in römischen oder arabischen Ziffern, sowie der Drucke vor der Auflage « epreuves d'artiste » (E.A.) oder eventuell « Hors Commerce (H.C.) » werden präzise angegeben. Darüber hinaus wird gegebenenfalls die Liste der Probe- oder Zustandsdrucke (eine Auflage, die die ver-schiedenen Stadien bis zum endgültigen « Gut zum Druck » aufweist ) hinzugefügt. In den meisten Fällen werden die Numerierung des Abzuges oder seine genaue Bezeichnung mit Bleistift angegeben. Der Abzug wird im allge-meinen vom Künstler selbst, manchmal auch vom Verleger oder Drucker signiert. Es soll noch auf die Monotypie hingewiesen werden; es handelt sich um ein einziges gedrucktes Exemplar, das vom Künstler direkt auf einer Platte (z.B. Kupfer) gezeichnet oder bemalt und seitenverkehrt sofort gedruckt wird.
Die Auflage
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Das Papier
Unter den modernen, vor allem maschinell hergestellten Papiersorten, gibt es, je nach Drucktechnik, verschiedene Qualitätsmerkmale: so wird die Lithographie oft auf BKF Rives, Velin d'Arches oder Perlmutter-Japan gedruckt. Ein Richard de Bas Papier (handgeschöpft) oder ein Velin de Lana erhöhen die Qualität eines Holzschnitts oder einer Radierung. Gewisse Arten von Papieren weisen ein transparentes Wasserzeichen (Herstellungskennzeichen) auf; damit kann man die Papiersorte identifizieren und manchmal datieren. Der Druck einer Graphik kann gelegentlich auf mehreren Papiersorten (z.B. auf Velin d'Arches und Perlmutter-Japan erfolgen).
Das Papier
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Die Signatur
Bei modernen Drucken und praktisch immer nach Beendigung der Auflage signiert der Künstler jeden Abzug mit Bleistift. Dadurch kann er auch die Auflage kontrollieren und gegebenenfalls die seiner Vorstellung nicht entsprechenden Abzüge aussondern. Darüber hinaus werden ge-wisse Abzüge im Stock signiert (auf einem Stein für die Lithographie, auf einer Kupferplatte für eine Radierung), wobei diese Verfahrensweise nicht unbedingt eine Originalsignatur ausschließt. Man stößt auch auf unsignierte Abzüge sowie auf solche, die keinesfalls signiert sein dürften.
Die Signatur
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Die Originalgraphik
Im Gegensatz zu den von einer Drittperson, einem Radierer oder einem Lithographen verwirklichten « D'apres »-Graphiken, entwirft und realisiert der Künstler selbst seine Ideen auf dem Druckstock (aus Stein, Kupfer, Stahl, Zink, Holz oder Seide). Es versteht sich von selbst, dass die Originalgraphik alle druckgraphischen Techniken (Lithographie, Radierung, Siebdruck) umfasst. Auch wenn die meisten graphischen Werke Originale sind, können einige gleichzeitig als Originale oder als « D'apres »-Graphiken gedruckt werden. Es gibt jedoch nur selten Künstler, die ihre graphischen Werke weder direkt auf den Stein zeichneten noch auf andere Träger druckten.
Die Originalgraphik
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Graphik nach einer Originalvorlage
Das Originalwerk eines Künstlers (Gemälde, Zeichnung, usw.) wird von einem Lithographen oder einem Radierer interpretiert und auf einen Träger übertragen Diese Arbeit wird meistens unter der Regie des Künstlers selber ausgeführt, der manchmal die Auflage auch signiert. Es gibt hervorragende Radierer oder Lithographen, die Gemälde auf unnachahmliche Weise interpretierten; man denke unter anderem z.B. an Jacques Villon, Charles Sorlier (Chagall), Georges Visat oder Cecile Rheims (Bellmer). Die Tatsache, dass der Künstler nicht selbst den Druck seines eigenen Werks auf der Platte (Stein oder Kupfer usw.) ausgeführt hat, sagt nicht zwangsläufig etwas über die Qualität und den Wert der Graphik aus.
Graphik nach einer Originalvorlage